Die vier Fälle

 

 

In einem Satz können Nomen (= Hauptwort, Fürwort, Begleiter und Eigenschaftswort) hinsichtlich ihrer Stellung unterschiedlich bestimmt werden.

 

Es gibt vier Kasusformen:

 

1.     Fall (Nominativ):

Wer-Fall

Wer oder Was?

2.     Fall (Genitiv):

Wessen-Fall

Wessen?

3.     Fall (Dativ):

Wem-Fall

Wem?

4.     Fall (Akkusativ):

Wen-Fall

Wen oder Was?

 

1. Der Nominativ: 

 

Nach dem Nominativ wird im Normalfall bei allen Verben außer "haben", "sein" und "werden" und den Modalverben gefragt mit: 

 

Wer macht....? (bei Personen)

Was macht....? (bei Sachen)

 

Kommt das Verb "sein" vor, wird wie folgt gefragt:

 

Wer ist...? (bei Personen)

Was ist...? (bei Sachen)

 

Kommt das Verb "haben" vor, wird so danach gefragt:

 

Wer hat...? (bei Personen)

Was hat...? (bei Dingen)

 

Kommt das Verb "werden" vor, wird wie folgt gefragt:

 

Wer wird...? (bei Personen)

 

Was wird...? (bei Sachen)

 

Bei Modalverben wird so danach gefragt:

 

Wer muss/will/mag/kann/soll/... das machen? (bei Personen)

 

Was muss/will/mag/kann/soll/... das machen? (bei Sachen)

 

Achtung: In jedem Satz muss ein Nominativ vorkommen. Normalerweise wird ein Satz nur mit einem Nominativ gebildet. Der kürzeste Satz besteht aus einem Nominativ und einem Verb (= Subjekt und Prädikat). 

 

Beispiele:

 

Die Mutter schreit. 

Der Vater schläft. 

Ich bügle. 

Kommst du?

 

2. Der Genitiv: 

 

Es gibt zwei Arten des Genitivs: den attributiven und jenen in Verbindung mit einer Präposition, denn es gibt nur mehr sehr wenige Verben, die eines Genitivs bedürfen: harren, bedürfen, gedenken, erinnern, anklagen, beschuldigen, bezichtigen, verdächtigen

 

a) attributiver Genitiv (bei einem anderen Substantiv):

 

  • Der attributiv gebrauchte Genitiv bezieht sich stets auf ein vorangehendes Substantiv. Dieses Substantiv kann in allen vier Fällen stehen. 
  • Der attributiv gebrauchte Genitiv kann daher an jeder Stelle in einem Satz vorkommen, aber selbstverständlich nur dann, wenn ein Substantiv, auf den er sich beziehen kann, vorkommt. 
  • Er kommt im deutschen Sprachgebrauch sehr oft vor, wenngleich er mittlerweile gerne von einer von + Dativ-Konstruktion abgelöst wird: das Haus meines Vaters > das Haus von meinem Vater
  • Mit ihm werden üblicherweise Besitzverhältnisse ausgedrückt: das Haus meines Vaters = das Haus, das meinem Vater gehört
  • Der attributive Genitiv wird üblicherweise mit "Wessen?" erfragt. 

 

Beispiele:

Ich nehme das Heft der Schülerin. (Wessen Heft?)

Ihr kennt den Titel des Berichts nicht. (Wessen Titel?)

Die Hütte meines Hundes ist groß. (Wessen Hütte?)

 

 

b) Präpositionen mit Genitiv

 

Es gibt sehr viele Präpositionen, die einen Genitiv verlangen. Allerdings werden sie nicht so häufig verwendet: z.B. oberhalb, außerhalb, wegen, trotz, südlich, östlich, nördlich, westlich...

 

Beispiele:

Innerhalb einer Minute ist die Flasche leer. 

Unterhalb eines Dorfes brennt der Wald. 

Trotz des schlechten Wetters wanderten wir munter weiter. 

Wegen des Staus kam ich zu spät zum Vorstellungsgespräch. 

 

 

3. Der Dativ 

 

Wie beim Genitiv gibt es auch beim Dativ zwei verschiedene Arten: Verben mit Dativ und Präpositionen mit Dativ. 

 

a) Verben mit Dativ: 

 

Es gibt sehr wenige Verben, die eines direkten Dativs bedürfen. Diese sollte man sich allerdings wirklich gut merken; hier die wichtigsten: antworten, entgegnen, folgen, erwidern, begegnen, helfen, danken, passen, gleichen, gratulieren, zuschauen, vertrauen, drohen, glauben, schaden, zuhören, zusehen, widersprechen, gehören

 

Nach dem Dativ wird mit "Wem?" gefragt.

 

Fälschlicherweise wird Schüler/innen oftmals das kleine Märchen erzählt, dass der Dativ mit "Wem oder Was?" erfragt wird, das ist falsch!!

 

b) Präpositionen mit Dativ: 

 

Nach bestimmten Präpositionen folgt der Dativ: aus, bei, mit, nach, seit, von und zu

 

Achtung: Es gibt darüber hinaus Wechselpräpositionen, die einmal den Dativ und einmal den Akkusativ verlangen. 

 

4. Der Akkusativ: 

 

Auch in diesem Fall gibt es wieder zwei Formen: den direkten Akkusativ und jenen, der nach Präpositionen verwendet wird. 

 

a) Verben mit direktem Akkusativ: 

 

Eine große Anzahl von Verben bedarf eines direkten Anschlusses eines Akkusativs. Er wird mit "Wen oder Was?" erfragt. "Wen?" verwendet man bei Personen und "Was?" bei Dingen. 

 

b) Präpositionen mit Akkusativ: 

 

Nach folgenden Präpositionen folgt der 4. Fall: durch, für, gegen, ohne und um

 

Achtung: Auch hier gilt die Vorsicht, dass es Präpositionen gibt, die einmal eines Dativs und einmal eines Akkusativs bedürfen. 

 

 

Die Deklination: 

 

Maskulin (männlich)

Kasus

Singular

Plural

Nominativ

der Mann

die Männer

Genitiv

des Mannes

der Männer

Dativ

dem Mann

den Männern

Akkusativ

den Mann

die Männer

 

 

                                                     Feminin (weiblich)

Kasus

Singular

Plural

Nominativ

die Katze

die Katzen

Genitiv

der Katze

der Katzen

Dativ

der Katze

den Katzen

Akkusativ

die Katze

die Katzen

 

 

Neutrum (sächlich)

Kasus

Singular

Plural

Nominativ

das Buch

die Bücher

Genitiv

des Buches

der Bücher

Dativ

dem Buch

den Büchern

Akkusativ

das Buch

die Bücher

 

______

 

Wichtig ist es auch, die Deklination von Artikel, Adjektiv und Substantiv zu beherrschen: 

 

best. Art.

m. Sg.

f. Sg. 

n. Sg.

 

Nominativ

der gute Mann

die schöne Frau

das liebe Kind

 

Genitiv

des guten Mannes

der schönen Frau

des lieben Kindes

 

Dativ

dem guten Mann

der schönen Frau

dem lieben Kind

 

Akkusativ

den guten Mann

die schöne Frau

das liebe Kind

 
         

best. Art.

m. Pl.

f. Pl.

n. Pl.

 

Nominativ

die guten Männer

die schönen Frauen

die lieben Kinder

 

Genitiv

der guten Männer

der schönen Frauen

der lieben Kinder

 

Dativ

den guten Männern

den schönen Frauen

den lieben Kindern

 

Akkusativ

die guten Männer

die schönen Frauen

die lieben Kinder

 
         

unbest. Art

m. Sg.

f. Sg.

n. Sg.

 

Nominativ

ein guter Mann

eine schöne Frau

ein liebes Kind

 

Genitiv

eines guten Mannes

einer schönen Frau

eines lieben Kindes

 

Dativ

einem guten Mann

einer schönen Frau

einem lieben Kind

 

Akkusativ

einen guten Mann

eine schöne Frau

ein liebes Kind

 
         

unbest. Art.

m. Pl.

f. Pl.

n. Pl.

 

Nominativ

gute Männer

schöne Frauen

liebe Kinder

 

Genitiv

guter Männer

schöner Frauen

lieber Kinder

 

Dativ

guten Männern

schönen Frauen

lieben Kindern

 

Akkusativ

gute Männer

schöne Frauen

liebe Kinder

 
         

ohne Art.

m. Sg.

f. Sg.

n. Sg.

 

Nominativ

guter Mann

schöne Frau

liebes Kind

 

Genitiv

guten Mannes

schöner Frau

lieben Kindes

 

Dativ

gutem Mann

schöner Frau

liebem Kind

 

Akkusativ

guten Mann

schöne Frau

liebes Kind

 
         

ohne Art.

m. Pl.

f. Pl.

n. Pl.

 

Nominativ

gute Männer

schöne Frauen

liebe Kinder

 

Genitiv

guter Männer

schöner Frauen

lieber Kinder

 

Dativ

guten Männern

schönen Frauen

lieben Kindern

 

Akkusativ

gute Männer

schöne Frauen

liebe Kinder

 

 

 

Anmerkung zur Tabelle: Sie sehen wahrscheinlich eine Übereinstimmung zwischen ohne Artikel Plural und unbestimmter Artikel Plural. Handelt es sich um einen unbestimmten Artikel Plural, so sprechen wir von einem Nullartikel, da es den unbestimmten Artikel Plural im Deutschen nicht gibt. 

 

Darüber hinaus ist es wichtig, die Geschlechtsformen der Substantive zu beherrschen. Schauen Sie hier bei den Wortarten Substantiv und Artikel nach. 

 

 

Quelle: Herbert Paukert/Susanne Holböck: DEUGRA. 5. Auflage.

 

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