Bevor wir mit der Erörterung starten, sollten wir einen Blick auf das Argumentieren werfen.
I.3.1 Richtiges Argumentieren
Richtiges Argumentieren ist prinzipiell nicht schwierig. Es klingt nur sehr theoretisch. Der Begriff „Argument“ leitet sich von argumentum ab und bedeutet ‚Beweismittel‘.
Ein Argument besteht immer aus drei Teilen. Das sind...
Ø die Behauptung,
Ø die Begründung und
Ø das Beispiel oder ein Beweis, welcher auch oft als Erklärung bezeichnet wird.
Oft wird diese Kombination als 3-B-Schema bezeichnet oder als B-B-B-Schema, da Behauptung, Begründung und Beispiel jeweils mit einem B beginnen.
Beispiel für ein richtiges Argument:
Wer mit einem E-Scooter fährt, sollte verpflichtend einen Helm tragen (Behauptung). E-Scooter sind schnell und im Straßenverkehr oft schlecht sichtbar, wodurch das Unfallrisiko steigt. Ein Helm kann schwere Kopfverletzungen verhindern oder zumindest abmildern (Begründung). Studien zeigen, dass bei Stürzen mit E-Scootern Kopfverletzungen besonders häufig sind. In Städten wie Paris wurde daher eine Helmpflicht für bestimmte Nutzergruppen eingeführt, um die Sicherheit zu erhöhen (Beispiel).
Die Arten eines Arguments
Jetzt wirst du höchstwahrscheinlich nicht immer eine Studie parat haben, um ein Argument zu verfassen, weswegen wir nun auf die Arten von Argumenten eingehen:
Es gibt das…
Ø Faktenargument
Ø Autoritätsargument
Ø analogisierende Argument
Ø normative Argument
Ø indirekte Argument
Ø manipulierende Argument
Das Faktenargument
Dabei stützt du dich auf nachprüfbare Tatsachen. Studien allerdings würde ich nur dann anführen, wenn du die Quelle zitieren kannst. Das wird, wenn nicht im Ausgangstext vorhanden, wahrscheinlich schwierig.
Beispiel: Untersuchungen zeigen, dass E-Scooter-Fahrer/innen ohne Helm häufiger Kopfverletzungen erleiden.
Das normative Argument
Hier beziehst du dich auf Werte, Normen oder gesellschaftliche Erwartungen, Traditionen und Bräuche.
Beispiel: Da im Straßenverkehr Sicherheit an erster Stelle stehen sollte, ist eine Helmpflicht sinnvoll.
Das Autoritätsargument
Bei diesem Argument beziehst du dich auf die Meinung von Expert/innen und Institutionen. Du wirst sie wahrscheinlich eher deinem Ausgangstext entnehmen können. Achte bitte darauf, dass in manchen Medien schnell jemand ein/e Expert/in ist.
Beispiel: Verkehrssicherheitsorganisationen empfehlen das Tragen eines Helms auf E-Scootern, um schwere Unfälle zu vermeiden.
Das analogisierende Argument
Bei Analogien ziehst du Parallelen zu ähnlichen Sachverhalten.
Beispiel: Beim Radfahren gibt es eine Helmpflicht für Kinder, daher wäre eine solche Regelung für E-Scooter ebenfalls sinnvoll.
Das indirekte Argument
Mit diesem Argument, besonders für Meinungsreden geeignet, widerlegst du eine Gegenposition, um die eigene Ansicht zu stärken.
Beispiel: Manche behaupten, eine Helmpflicht schränke die Freiheit ein. Doch die Pflicht zum Angurten im Auto wird auch akzeptiert, weil sie Leben rettet.
Das manipulierende Argument
Das darfst du bitte nicht benutzen, denn es nutzt emotionale oder irreführende Mittel, um eine bestimmte Meinung zu beeinflussen, anstatt sachlich zu überzeugen. Dabei werden oft Angst, Mitleid oder übertriebene Behauptungen gesetzt.
Beispiel: Wer ohne Helm-E-Scooter fährt, riskiert sein Leben und landet garantiert mit einer schweren Kopfverletzung im Krankenhaus.
I.3.2 Die Beschreibung
Wortanzahl bei der sRDP/BRP:
405 bis 495 Wörter oder
540 bis 660 Wörter
Wie wird eine Erörterung definiert?
Eine Erörterung ist eine verschriftlichte Diskussion. Im Grunde ist sie eine Erfindung der Schule. Dabei gibt es zwei Arten: Einerseits gibt es die lineare Erörterung, die sich nur mit Pro- oder Kontraargumenten befasst, das machst du allerdings nicht. Andererseits die dialektische, die Pro- und Kontraargumenten beinhaltet. Diese solltest du immer anwenden, daher werde ich auch nur auf diese Art der Erörterung eingehen.
Wie baust du eine Erörterung auf?
Deine Erörterung soll aus einer Einleitung, einem Hauptteil und dem Schlussteil bestehen.
Wie verfasst du nun die Einleitung?
Zuerst überlegst du dir bitte einen passenden Titel. Greife dabei niemals auf den Titel des Ausgangstextes zurück, wenn möglich sollte nicht einmal ein Wort ident sein. Dein Titel soll nicht provozieren, aber könnte beispielsweise aus einem Sprichwort bestehen. Vielleicht auch aus einer rhetorischen Frage. Die Überschrift finde ich aber manchmal erst zum Schluss, weil ich zu Beginn vielleicht noch nicht so recht weiß, worauf ich hinaus will, da sich das erst beim Schreiben und nicht beim Planen herausstellt.
Nun beginnst du mit der Einleitung: Das kannst du auf drei Arten machen:
a) Führe mit einer Situation zum Thema hin.
b) Du könntest auch mit einem Beispiel zum Thema hinführen.
c) Wenn dir nichts einfällt, eignet sich meist In den Medien wird häufig über XY diskutiert.
Nachdem du zum Thema hingeführt hast, verbindest du das mit unserem bereits bekannten KADATZ. Im Anschluss eignet sich manchmal eine rhetorische Frage, die ich aber oftmals auch erst nach dem ersten Operator wie Geben Sie… wieder/Benennen Sie… einbaue.
Wie schreibst du nun den Hauptteil?
Grundsätzlich lässt du dich von den Operatoren (= ‚bullet points‘) leiten. Sie geben dir vor, was du zu schreiben hast. In den meisten Fällen musst du zuerst einmal den Inhalt in Kürze wiedergeben, den Sachverhalt schildern oder Gründe benennen. Bitte halte dich kurz, die Leser/innen sollen nur wiederholt erfahren, was in dem Artikel steht. Daher nicht mehr als zehn Prozent der Gesamtlänge. Nun folgt ein Absatz.
Nun musst du meist diskutieren, manchmal geht aber leider aus dem Operator nicht hervor, was zu tun ist wie beispielsweise in Gestalten Sie ein ausgewogenes Konzept einer Work-Life-Balance. Vergiss nie, dass man im Hauptteil immer Pro- und Kontraargumente anführen muss. Das machst du immer mit dem Sanduhrmodell.
Was ist das Sanduhrmodell?
Stelle dir nun eine Sanduhr vor: Du beginnst immer mit der Meinung, die du nicht vertrittst. Da beginnst du mit dem stärksten deiner Argumente und wirst immer schwächer (= Anti-Klimax). Diese Argumente schreibst du in einem Absatz. Erst nach deinem letzten Argument, das nicht deiner Meinung entspricht, setzt du einen.
Jetzt folgen die sachlichen Argumente, die deiner Meinung entsprechen. Hier beginnst du mit dem schwächsten und steigerst dich (= Klimax).
Wie schreibst du den Schluss?
Da gibt es mehrere Varianten.
a) Manchmal musst du persönlich Stellung nehmen, dann darfst du hier ausnahmsweise ein Ich verwenden, musst aber nicht. Es reicht, wenn du den Absatz mit Meiner Meinung nach…/Meiner Ansicht nach… einleitest, um nicht durcheinander zu kommen, denn wie du gleich erfahren wirst, ist ein Ich nicht erlaubt, schließlich geht es hier um sachliche Argumente.
b) Häufig musst du auch kritisch zu einem gewissen Punkt Stellung nehmen: Achte genau auf den Operator, denn kritisch heißt nicht persönlich.
c) Selten musst du auch einen Lösungsvorschlag, einen Kompromiss anführen. Auch hier ist kein Ich erlaubt.
Du sollst, nein, du musst deine Erörterung immer mit einem indirekten Appell abschließen: Daher/Aus diesen Gründen wäre es wichtig/notwendig/essenziell…, dass XY dies und jenes macht, weil… Wie du gerade bemerkst, sprichst du auch hier niemanden persönlich an. Mit diesem indirekten Appell ist deine Erörterung abgerundet.
Gibt es sonst Besonderheiten?
Deine Erörterung soll die Leserinnen und Leser eine Meinungsbildung ermöglichen. Deine Argumente sollen daher sachlich und nicht sarkastisch sein. Versuche trotzdem, mit rhetorischen Figuren wie Vergleichen, Metaphern, rhetorischen Fragen, Anaphern… zu spielen. Beleidige nie jemanden, diskriminiere niemanden – halte dich einfach an die Verfassung, die Menschen-, Frauen- und Kinderrechte. Dann bist du auf der sicheren Seite.