Kurzgeschichten – short stories

 

I. Genese der Kurzgeschichte

II. Merkmale der Kurzgeschichte

II.1. Zur Einleitung

II.2. Zum Schluss

II.3. Zur Erzähl- vs. erzählte Zeit

II.4. Zur Erzählperspektive

II.5. Zur Sprache

II.6. Zum Protagonisten

II.7. Wichtig

 

Genese der Kurzgeschichte

 

Die Kurzgeschichte entstand bereits im 19. Jahrhundert in den USA durch die Entwicklung des Zeitschriftenwesens. Die Autoren der damaligen Zeit hatten in dieser Branche einen höheren Absatzmarkt. Die Kurzgeschichte gilt als eine moderne Form der erzählenden Prosa, eine ungebundene Schreib- und Redeweise. Im deutschsprachigen Raum setzte sie sich erst am Ende des Zweiten Weltkriegs durch, da sie ein Neubeginn der Literatur sein sollte. Dennoch gab es auch schon vor 1945 Schriftsteller wie Georg Britting, die short stories verfasst haben. Die ältesten Kurzgeschichten sind Irving’s Sketchbook von Washington Irvin (ca. 120) und Edgar Allen Poes Tales oft he Gotseque and Arabesque.

 

Merkmale der Kurzgeschichte

 

Zur Einleitung

Die Kurzgeschichte hat eigentlich keine Einleitung. Die Lesenden werden mitten ins Geschehen gesetzt, weil dadurch bei den Leser/innen Neugierde erweckt werden soll und diese sie dann zum Weiterlesen animieren soll. Normalerweise befindet sich in der Einleitung das sogenannten Suchhexameter (= die W-Fragen), dieses müssen die Lesenden aber entweder zwischen Zeilen suchen oder es ist im Text aufgeteilt.

 

Zum Schluss

Darüber hinaus hat die Kurzgeschichte einen (halb-)offenen Schluss, da die Handlung einfach abbricht. Das Ende einer short story kann völlig offen sein, dann gibt es keinen Hinweis auf den Ausgang, oder es gibt einige Indizien für eine Lösung, für einen Ausgang, dann handelt es sich um einen halboffenen Schluss. Im ersten Fall müssen die Lesenden selbst weiterdenken, somit wird die Fantasie angeregt, und auch die Interpretation ist mehr oder weniger offen, denn die Lesenden können durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

 

Zur Erzähl- vs. erzählte Zeit

In den USA wurde die Kurzgeschichte als eine im Zug lesbare Geschichte entwickelt, daher ist die Erzählzeit nicht kürzer oder gleich der erzählten Zeit[i]. Moderne Geschichten weichen davon ab, sie können zeitraffend, zeitdehnend oder detailbeschreibend sein.

 

Zur Erzählperspektive

Die Erzählperspektive ist meist aus der Perspektives des Protagonisten, also die des Personalerzählers, das heißt, dass die Leser/innen nicht mehr wissen als der Erzähler. Jedoch kann es auch ein neutraler Erzähler sein, der lediglich das Geschehen berichtet, dann wirkt die short story etwas nüchtern und abgeklärt. Diese Erzählperspektive ist deswegen gegeben, da die Lesenden auch hier zum Mit-, Nach- und Weiterdenken eingeladen werden.

 

Zur Sprache

Des Weiteren ist die Sprache äußerst schlicht. Die Wortvarianz und Syntax sind zwar unterschiedlich, aber meist eher schlicht, und auch der Satzbau ist nicht kompliziert. Es ist aber durchaus möglich, dass rhetorische Mittel eingesetzt werden. Dann sind es meist Metaphern[ii], Vergleiche [iii] oder Anaphern[iv][v], in welchen auch wieder eine spezielle Bedeutungsebene zum Tragen kommt.

Zum Protagonisten

Die Protagonisten, die Hauptpersonen einer short story sind gemeine Menschen, die weniger heldenhaft erscheinen; meist handelt es sich dabei auch nur um eine Person. Die Leser/innen erfahren nicht sehr viel über die Charaktereigenschaften, sondern müssen diese aus ihrer Handlung erschließen. Haupt- und Nebenfiguren haben meistens keinen Namen, sie werden mit Pronomen oder Verallgemeinerungen determiniert: Mutter, Vater, jener mit der Mütze

 

Zur Themenwahl

Darüber hinaus handelt es sich bei der Themenwahl und Handlung um innere oder äußere Konflikte, aber auch um aktuelle Probleme der Zeit. Diese werden in kurzer Zeit abgehandelt, da sich – wie vorhin erwähnt – die Erzählzeit mit der erzählten Zeit deckt.

 

Wichtig

Wichtig ist aber auch, dass nicht immer all diese Merkmale in einer Kurzgeschichte vorkommen müssen.

Bedeutende Schriftsteller/innen der Nachkriegszeit sind beispielsweise Wolfgang Borchert, Heinrich Böll oder Marie Luise Kaschnitz.

 

Quellen:

oA, Merkmale einer Kurzgeschichte, online unter: http://wortwuchs.net/kurzgeschichte-merkmale/ (Letzter Aufruf am 29. April 2017).

oA, Die Kurzgeschichte – Schema, online unter: http://www.deutschunddeutlich.de/contentLD/GD/GT88Kurzgeschichte.pdf (Letzter Aufruf am 29. April 2017).

 

 



[i] Die Erzählzeit ist die Zeit, die man braucht, um die Geschichte zu lesen. Die erzählte Zeit ist der Zeitraum, der in der Geschichte abgehandelt wird.

[ii] Metapher: Eine Metapher ist ein Wort in einem Kontext, durch den es so determiniert wird, dass es etwas anderes meint, als es bedeutet.

[iii] Vergleich: Ein Vergleich braucht immer einen Vergleichspartikel wie etwa als oder wie: stark wie ein Löwe.

[v] Anapher: ist eine zwei- oder mehrfache Setzung eines Wortes oder derselben Wortgruppe am Anfang aufeinanderfolgender syntaktischer Einheiten