Der Naturalismus – 1880 – 1900

 

Der Begriff „Naturalismus“ bezeichnet einen Stil, bei welchem es das Ziel der Autor/innen war, die Inhalte ohne Redeschmuck und ohne subjektiver Meinung realitätsnah abzubilden. Der Naturalismus wird als die erste Phase einer literarischen Revolution in Europa angesehen und gilt als die Vorstufe zur Moderne.

In den 1880er Jahren kam es zu wirtschaftlichen Revolutionen: Erfindung der Dampfmaschine, Schallplatte und Dieselmotor. Die Innen- und Außenpolitik bestimmte Otto von Bismarck, deutscher Reichskanzler. Er gründete 1879 den Zweibund mit Österreich-Ungarn und 1882 den Dreibund mit Italien. Des Weiteren wurde am Ende der 1880er Jahre mit Russland ein Rückversicherungsvertrag eingegangen. Ab dem Anfang der 1880er Jahre wurde in Deutschland aufgerüstet, damit Kolonien erworben werden konnten, weswegen es 1905/06 schließlich zur Marokkokrise kam.

 

Beeinflusst wurde diese literarische Strömung aus der Erkenntnis der Naturwissenschaften, der Evolutionstheorie von Charles Darwin, der Philosophie des Positivismus. Starken Einfluss hatte auch die Milieutheorie von Taines, der in seinerTheorie der Ansicht war, dass der Mensch von seinen Erbanlagen, sozialen Verhältnissen (franz. milieu & race) abhängig ist. Kurz gesagt: Ist der Vater ein Trinker, kann der Sohn nur ein Trinker werden.

 

Auch im Naturalismus lässt sich eine Trias konstatieren:

üFrühnaturalismus (1880 – 1889)

üHochnaturalismus (1889 – 1895)

üZerfall des Naturalismus (ab 1895 auslaufend)

 

Literarische Vertreter:

üLeo Berg (1862-1908)

üKarl Bleibtreu (1859-1928)

üWilhelm Bölsche (1861-1939)

üMichael Georg Conrad (1846-1927)

üHermann Conradi (1862-1890)

üHeinrich Hart (1855-1906)

üJulius Hart (1859-1930)

üGerhart Hauptmann (1862-1946)

üKarl Henckell (1864-1929)

üArno Holz (1863-1929)

üHenrik Ibsen (1828-1906)

üJohn Henry Mackay (1864-1933)

üJohannes Schlaf (1862-1941)

üAugust Strindberg (1849-1912)

üHermann Sudermann (1857-1928)

üLeo Tolstoi (1828-1910)

üBruno Wille (1860-1928)

üErnst von Wolzogen (1855-1934)

üEmile Zola (1840-1902)

 

Literarische Werke:

Experimentalroman (1879) – Zola, Nora oder Ein Puppenheim (1879) – Ibsen, Nana (1880) – Zola, Gespenster (1882) – Ibsen, Moderne Dichter-Charaktere (1885), •Revolution der Litteratur (1886) – Bleibtreu, Die Macht der Finsternis (1886) – Tolstoi, Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie (1887) – Bölsche, Vater (1887) – Strindberg, Bahnwärter Thiel (1888) – Hauptmann, Meister Timpe (1888) – Kretzer, Vor Sonnenaufgang (1889) – Hauptmann, Papa Hamlet (1889) - Holz/Schlaf, Familie Selicke (1889) - Holz/Schlaf, Zwölf Artikel des Realismus (1889) – Alberti, Fräulein Julie (1889) – Strindberg, Die Ehre (1890) – Sudermann, Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze (1891) – Holz, Mittagsgöttin (1891) – Bölsche, De Waber (1891) – Hauptmann, Hedda Gabler (1891) – Ibsen, Die Weber (1892) – Hauptmann, Meister Oelze (1892) – Schlaf, Der Biberpelz (1893) – Hauptmann, Die Mütter (1896) – Hirschfeld, Florian Geyer (1896) – Hauptmann, Fuhrmann Henschel (1898) – Hauptmann, Revolution der Lyrik (1899) – Holz, Rose Bernd (1903) – Hauptmann, Die Ratten (1911) – Hauptmann

 

 

Quelle: Claudio Mende, Naturalismus. 1880 - 1900. In: Ders. (Hg.), Epochenüberblicke zur Deutschen Literaturgeschichte. Königs Literaturgeschichte. Bange: Hollfeld 2010. CD-ROM.

 

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