Nach ihrer Art als Satzteil des übergeordneten Satzes unterscheidet man zwischen Inhaltssätzen (Subjektsätzen, Objektsätzen), Adverbialsätzen, Attributsätzen und Prädikativsätzen. In den folgenden Beispielen sind die Nebensätze eingeklammert.
1 Subjekt- und Objektsätze
Subjekt- und Objektsätze nehmen eine Argumentstelle eines Prädikates ein und werden in vielen Fällen − aber nicht immer − durch eine unterordnende Konjunktion wie dass/ob, oder aber durch ein Fragepronomen eingeleitet. Steht ein Subjektsatz in Endstellung, wird er oft durch das Pronomen es vorsignalisiert.
Beispiele für Subjektsätze:
Es ist nicht gut, [dass der Mensch allein sei].
[Wann er kommt], ist unklar.
Beispiel für Objektsätze:
Und er sah, [dass es gut war].
Ich frage mich, [ob sie mich noch kennt].
Peter glaubt, [dass er den Hund gesehen habe].
2 Adverbialsätze
Adverbialsätze werden durch verschiedene Konjunktionen eingeleitet. Je nach ihrem Bedeutungsgehalt unterscheidet man:
A Temporalsatz (Zeitsatz)
Als „Temporalsatz“ werden all jene Nebensätze bezeichnet, die den Inhalt des Hauptsatzes in irgendeiner Art und Weise in einen zeitlichen Rahmen setzen. Dieser zeitliche Rahmen kann die Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft betreffen.
als
Als ich noch zur Schule ging, hatte ich viel mehr Freizeit.
(einmaliges Ereignis in der Vergangenheit)
während
Während wir einkaufen waren, hat man bei uns eingebrochen.
(Zwei Aktionen passieren gleichzeitig.)
seit / seitdem
Seitdem er verheiratet ist, kommt Rupert nicht mehr zum Skatabend.
(Ein Ereignis in der Vergangenheit beginnt den Zeitrahmen.)
sobald
Sobald er mit der Arbeit fertig ist, kommt er nach.
(Ein Ereignis beendet den Zeitrahmen.)
solange
Solange man im Glashaus sitzt, soll man nicht mit Steinen werfen.
(Auch hier ist das Ende der Aktion im Blickfeld)
B Konditionalsatz (Bedingungssatz)
Wie der Name schon sagt, gibt der Konditionalsatz eine Bedingung an, unter der das Ereignis im Hauptsatz passiert oder nicht passiert.
wenn
Wir fahren nächsten Sommer endlich einmal nach Teneriffa, wenn wir Geld haben.
falls
Falls Sie bis zum Ende des Monats Ihre Miete nicht bezahlen, müssen Sie räumen.
Die Konjunktionen „wenn“ und „falls“ haben die gleiche Bedeutung. Am Satzanfang stehend ist jedoch „falls“ die bessere Variante.
C Kausalsatz (Begründungssatz)
Der Kausalsatz liefert eine Begründung zu den Geschehnissen des Hauptsatzes.
weil
Sie konnte nicht an der Konferenz teilnehmen, weil sie krank war.
da
Da sie den Zug versäumt hat, kommt sie erst heute Abend an.
denn
Ich habe die Prüfung bestanden, denn ich war gut vorbereitet.
Auch die Konjunktionen „weil“ und „da“ haben die gleiche Bedeutung. Am Satzanfang stehend ist es hingegen besser, „da“ zu benutzen.
Die Konjunktion „denn“ ist die große Ausnahme unter den Nebensatzkonjunktionen. Sie ist die einzige dieser Konjunktionen, bei der das finite Prädikat nicht am Schluss steht!
D Konzessivsatz (Einräumungssatz)
Der Inhalt des Konzessivsatzes enthält eine Aussage, die dem Inhalt des Hauptsatzes widerspricht bzw. die Erwartungshaltung, die durch den Hauptsatz hervorgerufen wird, widerlegt.
obwohl
Er kam heute früh zur Arbeit, obwohl er krank war.
auch wenn
Auch wenn du so reich bist, glücklich bist du nicht.
Die Aussage des Konzessivsatzes kann auch mit einem Hauptsatz ausgedrückt werden:
trotzdem
Er war krank. Trotzdem kam er heute früh zur Arbeit.
E Konsekutivsatz (Folgesatz)
Im Zentrum des Nebensatzes steht hier ein Ereignis, das die Folge zu den Geschehnissen des Hauptsatzes darstellt.
sodass
Er fuhr sehr schnell, sodass ihn niemand überholen konnte.
(auch: Er fuhr so schnell, dass ihn niemand überholen konnte.)
ohne dass
Der Jäger schoss auf das Reh, ohne dass er es traf.
F Finalsatz (Absichtssatz)
Der Finalsatz drückt die Absicht aus, mit der die Tätigkeit des Hauptsatzes betrieben wird.
damit
Ich lerne die Vokabeln, damit ich den morgigen Test bestehe.
dass / auf dass
Wir müssen erstens dafür sorgen, dass die Arbeitslosigkeit rasch abnimmt.
G Modalsatz (Art- und Weisesatz)
Im Modalsatz wird die Art und Weise beschrieben, wie die Tätigkeit des Hauptsatzes vor sich geht.
indem
Der Tiger fängt seine Beute, indem er sich vorsichtig anschleicht.
ohne dass
Ohne dass es das Opfer merkt, nähert sich die tödliche Gefahr.
dadurch dass
Dadurch dass du vor einem Problem die Augen verschließt, löst du es nicht.
Der Vergleichssatz ist ein Sonderfall des Modalsatzes:
je ... desto
Je mehr du nachdenkst, desto klarer erkennst du dein Unrecht.
als ob
Ihr besucht mich, als ob ihr euch verabredet hättet.
3 Indirekte Fragesätze
In indirekten Fragesätzen werden Inhalte der direkten Rede wiedergegeben. Hier enthält also der Nebensatz den gesamten Inhalt, wohingegen der Hauptsatz nur die Umstände der direkten Rede umreißt (Gestern hat Elisabeth gefragt, ...).
Eingeleitet werden die indirekten Fragesätze entweder durch das Interrogativpronomen (Fragewort) der ursprünglichen Frage oder die Konjunktion „ob“, wenn es sich um eine Satzfrage (Ja/Nein-Frage) handelt.
Der Lehrer kann beim besten Willen nicht herausfinden, wer von wem abgeschrieben hat.
Meine Frau fragt mich ständig, welches Kleid sie anziehen soll.
4 Uneingeleitete Nebensätze
Ein uneingeleiteter Nebensatz kann nicht an jeden Hauptsatz angefügt werden. Es hängt vom Verb (Prädikat) des Hauptsatzes ab, ob es möglich oder üblich ist, einen uneingeleiteten Nebensatz anzufügen. Gewisse Verben können mit einem uneingeleiteten Nebensatz stehen, andere nicht. So kann zum Beispiel ein uneingeleiteter Nebensatz angefügt werden, wenn der Hauptsatz ein Verb (Prädikat) des Sagens oder des Denkens enthält:
Der Angeklagte behauptet, er sei nicht am Tatort gewesen.
Er dachte, wir hätten ihn vergessen.
Uneingeleitete Nebensätze stehen nicht nur nach Verben des Sagens und Denkens, sondern zum Beispiel auch nach einigen Verben des Hoffens, des Wünschens, des Wahrnehmens:
Ich hoffe, ich habe dir damit geholfen.
Ich wünschte, ich hätte ihn nie getroffen.
Er hatte den Eindruck, alles sei in Ordnung.
5 Relativsätze
Relativsätze geben zu einem Nomen des Hauptsatzes Zusatzinformationen.
Sie werden eingeleitet durch das Relativpronomen und können entweder nach dem Hauptsatz stehen (Komma vor dem Relativpronomen) oder in den Hauptsatz eingeschoben sein (Komma vor und nach dem Relativsatz)
der, die, das
Das alte Haus, das neulich ausgebrannt ist, wird abgerissen.
welcher, welche, welches
Ihr gehört das alte Haus, welches neulich ausgebrannt ist.
Quelle: Herbert Paukert/Susanne Holböck: DEUGRA. 5. Auflage.