Die Satzgliedbestimmung ist für viele Schüler/innen ebenfalls eine große Hürde, dabei ist sie immens wichtig, weil sie oft auf das Subjekt im Satz vergessen bzw. überhaupt auf den Haupt- bzw. Vollsatz und eben nur Nebensätze aneinanderreihen. Könnte man die Satzglieder bestimmen, so würden weniger Fehler passieren und die Textsorten wären um ein Vielfaches besser.
Wie aber kann man feststellen, dass es sich überhaupt um ein Satzglied handelt?
A) Verschiebeprobe:
Man kann jedes Satzglied - außer Attribute - umstellen:
Beispiel:
Jeden Tag kauft der Schüler sich eine Pizza beim Buffet.
Beim Buffet kauft sich der Schüler eine Pizza beim Buffet.
Der Schüler kauft sich jeden Tag beim Buffet eine Pizza.
Eine Pizza kauf sich der Schüler jeden Tag beim Buffet.
B) Ersatzprobe:
Man kann nach jedem Satzglied fragen. Dies wird in der Folge bei der Beschreibung der einzelnen Satzglieder geschehen.
C) Ersatzprobe:
Man kann grundsätzlich jedes Satzglied z.B. durch ein Pronomen ersetzen:
Beispiel:
Der Mann liebt die Frau.
Er liebt die Frau.
Der Mann liebt sie.
Er liebt sie.
Im Weiteren werden folgende Satzglieder genauer beschrieben:
1. Das Subjekt (= der Satzgegenstand)
Es ist neben dem Prädikat das wichtigste Satzglied. Bei Lebenwesen wird mit "wer?" gefragt, bei Gegenständen mit "was?". Der Satzgegenstand steht immer im Nominativ (= 1. Fall). Das Subjekt kann in folgenden unterschiedlichen Formen auftreten:
2. Das Prädikat (= Satzaussage)
Die Satzaussage besteht aus einem konjugierten, also finiten Verb. Das Verb ist - wie schon vorher im Kapitel Verb besprochen - durch Person, Numerus, Tempus, Modus und Genus verbi bestimmt. Es ist somit das Herzstück eines jeden Satzes, weil damit zum Ausdruck gebracht wird, was getan wird.
Das Prädikat kann aus mehreren Teilen bestehen; das ist beim Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I und Futur II, aber auch bei der Ersatzform des Konjunktivs II der Fall (= sie würden gehen). Grundsätzlich wird nach dem Prädikat nicht gefragt.
Das Subjekt und das Prädikat müssen auf jeden Fall kongruent sein, d.h., sie müssen beide übereinstimmen:
*Der Vogel fliegen.
Der Vogel fliegt.
Stimmen Prädikat und Subjekt überein - wie im Beispiel Der Vogel fliegt - so spricht man von Kongruenz.
3. Die Objekte (= Ergänzungen)
Das Objekt wird als Ergänzung zum Verb verstanden. Man unterscheidet zwischen Akkusativ-, Dativ-, und Genetiv-Objekten. Die Reihenfolge entspricht ihrem Auftreten.
Akkusativobjekte sind sehr häufig und vielseitig. Nach diesen Objekten wird - wie beim Subjekt - bei Lebewesen mit "wen?" und bei Gegenständen mit "was?" gefragt. Sie stehen also im Akkusativ (= 4. Fall) und können, genau wie das Subjekt, in vier verschiedenen Formen aufkommen:
Dativobjekte sind Ergänzungen, die im Dativ aufscheinen. Nach ihnen wird mit "wem?" gefragt. Achtung: Fälschlicherweise hat sich die Frage "wem oder was" eingebürgert - das ist falsch! Sie können als Nominalgruppen, Pronominalgruppen oder auch als Nebensätze auftreten.
Die Frau kauft ihrem Mann ein Geschenk. (= Nominalgruppe)
Die Frau kauft ihm ein Geschenk. (= Pronominalgruppe)
Der Weihnachtsmann gibt die Geschenke, wem er will. (= Nebensatz, Objektsatz)
Genetivobjekte sind Ergänzungen, die im Genetiv (= 2. Fall) auftreten. Sie sind aber äußerst selten, da der Trend vom Genetiv zum Dativ geht. Einige Verben bedürften zwar weiterhin des Genetivs, aber werden zunehmend mit dem Dativ gebildet. Nach ihnen wird mit "wessen" gefragt.
Er wurde des Diebstahls angeklagt.
Das bedarf einer Klärung.
Alle Objekte können auch mit einer Präposition auftreten. Wenn in Verbindung mit der Präposition eine Person ins Spiel kommt, dann ist es ein Präpositionalobjekt im 2., 3., oder 4. Fall, nicht aber bei der Präposition "mit", da es sich hierbei IMMER um eine Modaladverbiale handelt.
4. Die Adverbiale (= Umstandsergänzungen):
Unter Adverbialen versteht man Beifügungen zum Verb. Durch sie wird es näher bestimmt. Sie können in unterschiedlichen Formen auftreten:
Nach ihrer Funktion gibt es eigentlich acht verschiedene Typen von Umstandsergänzungen. Es reicht aber im Grunde nach aus folgende vier zu kennen:
Um aber nichts zu verschweigen, werden die anderen ebenfalls genannt, aber nicht beschrieben: Konsekutivadverbiale, Konzessivadverbiale, Finaladverbiale, Konditionaladverbiale.
Die Temporaladverbiale gibt an, wann, wie lange oder wie häufig etwas zu Tage tritt. Sie beschreibt folglich die Dauer, die Zeit oder die Häufigkeit. Man fragt wie folgt: Wann? Wie lange? Seit wann? Bis wann? Wie oft?
Beispiele:
Es geschah zu Ostern. Wann?
Wir blieben drei Tage. Wie lange?
So handeln wir immer. Wie oft?
Die Schule dauert noch bis 01. Juli. Wie lange noch?
Seit gestern sind sie im Urlaub. Seit wann?
Die Modaladverbiale beschreibt die Art und Weise, wie etwas geschieht. Man fragt mit "Wie?" nach ihr. Sie wird oft mit dem Gleichsetzungsnominativ verwechselt:
Beispiel:
Ich bin krank. - Was bin ich? - Krank. (= Gleichsetzungsnominativ)
Ein weiterer Irrtum ist oftmals, dass bei der Präposition "mit + Person" die Frage "mit wem?" angewendet wird. Das ist aber falsch, denn es handelt sich hierbei IMMER um eine Modaladverbiale, ganz gleich, ob eine Person in Verbindung mit einer Präposition auftritt.
Man fragt nach der Modaladverbiale mit "Wie?", "Womit?" und "Wobei?".
Beispiel:
Sie lernen mit Eifer. - Wie?
Lokaladverbiale geben den Ort, das Ziel oder die Herkunft an. Mit "Wo?", "Woher?" oder "Wohin?" wird nach ihnen gefragt.
Beispiele:
Ich fahre nach Kroatien. - Wohin?
Du bist in Wien. Wo?
Wir kommen aus Vöcklabruck. Woher?
Kausaladverbiale geben den Grund, die Ursache, das Motiv, eine Folge oder eine Wirkung an. Man kann nach ihnen mit "Warum?", "Wieso?", "Weswegen?" oder "Weshalb?" fragen.
Beispiele:
Wegen des Staus kam ich zu spät in die Schule. - Warum? Weshalb? Weswegen? Wieso?
Sie trinken aus Verzweiflung. - Wieso? Weshalb? Warum? Weswegen?
5. Attribute (= Beifügungen zum Substantiv)
Attribute sind Beifügungen zum Substantiv, wodurch sie das Hauptwort näher bestimmen. Auch sie können in unterschiedlichen Formen auftreten:
Ein wichtiges Merkmal des Attributes ist, dass es sich nicht verschieben lässt:
Beispiel:
Der Hund meines Vaters bellt.
*Meines Vaters bellt der Hund.
6. Expertenwissen: Gleichsetzungsglieder:
a) Das Gleichsetzungsglied im Nominativ:
Das Gleichsetzungsglied im Nominativ ist eine Besonderheit, weil in einem Satz zwei Satzglieder im Nominativ stehen.
Beispiel:
Die Frau scheint ihre Tante zu sein.
Dabei ist Die Frau Subjekt und ihre Tante ein zweites Satzglied im Nominativ. Ein solches Satzglied wird Gleich-setzungsnominativ genannt.
Das Gleichsetzungsglied im Nominativ folgt auf diese Verben: sein, werden, heißen, scheinen, bleiben, sich fühlen (als).
b) Das Gleichsetzungsglied im Akkusativ:
Das Gleichsetzungsglied im Akkusativ wird der Akkusativergänzung gleichgesetzt. Beide stehen im Akkusativ (4. Fall).
Beispiel:
Er nannte mich einen Faulpelz.
Wen oder Was nannte er einen Faulpelz? – Mich.
Wen oder Was nannte er mich? – Einen Faulpelz.
Das Gleichsetzungsglied im Akkusativ folgt auf die Verben heißen, nennen, schelten, schimpfen, schmähen.