Die Bildung des Plurals im Deutschen

 

Inhalt:

1.     Faustregeln im Überblick

2.     Detaillierte Übersicht

3.     Singulariatantum

4.     Pluraletantum

 

Für Sprachanfängerinnen und Sprachanfänger kann sich die Pluralbildung etwas schwierig gestalten. Deshalb sollten Sie zu jedem Substantiv die Pluralform lernen. Allerdings ist die Mehrzahlbildung im Deutschen keinesfalls ohne Regeln:

 

1. Faustregeln im Überblick

Es gibt acht verschiedene Pluralendungen im Deutschen:

 

 

Pluralendung                        Beispiel (Singular > Plural)

-e                                            der Tisch – die Tische

-e mit Umlaut                          die Hand – die Hände

-(e)n                                        die Base – die Basen

-er mit Umlaut                        der Mann – die Männer

-er                                           das Rind – die Rinder

-Ө (Nullendung)                     der Lehrer – die Lehrer

-Ө mit Umlaut                         der Apfel – die Äpfel

-s                                            die Kamera – die Kameras

 

2. Detailliertere Übersicht

 

I        Substantive ohne Suffixe:

 

1 Plural auf –e:

die Lampe – die Lampen

der Name – die Namen

 

2 maskuline und neutrale Substantiva ohne Endung:

der Lehrer – die Lehrer

der Schüler – die Schüler

der Bäcker – die Bäcker

der Zettel – die Zettel

 

Anmerkung: Hier sprechen Linguistinnen und Linguisten von einer Nullendung.

 

3 feminine Substantiva auf –el oder –er enden auf –n:

die Feier – die Feiern

die Gabel – die Gabeln

 

aber: die Mutter – die Mütter; die Tochter – die Töchter

 

4 Wörter auf –a, -i, -o und –u und häufig Fremdwörter:

die Kamera – die Kameras

das Auto – die Autos

der Chef – die Chefs

 

aber: das Tempo – die Tempi; die Villa – die Villen

 

5 einsilbige maskuline Substantiva: -e oder –e mit Umlaut:

der Hund – die Hunde

der Topf – die Töpfe

der Schrank – die Schränke

 

6 feminine einsilbige Substantiva:

die Uhr – die Uhren

die Zahl – die Zahlen

die Frau – die Frauen

aber: die Hand – die Hände

 

7 einsilbige neutrale Substantiva: -er oder –er mit Umlaut:

das Kind – die Kinder

das Rind – die Rinder

das Haus – die Häuser

 

aber: das Maß – die Maße

 

II       Substantive mit Suffix

 

1 Endung auf –e: Plural auf -n

 

-loge: der Philologe – die Philologen

 

feminin:

-ade: die Limonade – die Limonaden

-age: die Bandage – die Bandagen

-euse: die Fritteuse – die Fritteusen

-elle: die Novelle – die Novellen

-ie: die Manie – die Manien

-ine: die Turbine – die Turbinen

-isse: die Hornisse – die Hornissen

-ive: die Initiative – die Initiativen

-ose: die Prognose – die Prognosen

 

2 maskuline und neutrale Nomen mit der Endung auf –el, -en oder –er: Plural auf Ө

 

-chen: das Mädchen – die Mädchen

-el: das Viertel – die Viertel

-er: der Lehrer – die Lehrer

-ier: der Lybier – die Lybier (Achtung: hier nicht immer!)

-iker: der Chemiker – die Chemiker

-lein: das Männlein – die Männlein

-ler: der Radler – die Radler

-men: das Omen – die Omen

-ner: der Klempner – die Klempner (österr.: der Installateur)

-sel: das Anhängsel – die Anhängsel

 

3 Substantive mit Endung auf betontem Vokal: Plural endet auf –s:

 

-on: der Bon – die Bons

-et: das Filet – die Filets (aber: das Sekret – die Sekrete)

-ie: das Genie – die Genies (nicht immer!)

-ier: der Sommelier – die Sommeliers

-in: das Bassin – die Bassins (österr.: das Becken)

-ment: das Abonnement – die Abonnements (aber: das Medikament – die Medikamente)

-or: das Labor – die Labors (nicht immer!)

 

4 maskuline und neutrale Substantive, die auf einem Konsonant enden: -e oder –e mit Umlaut:

 

-al: der Kanal – die Kanäle

-är: der Millionär – die Millionäre

-an: der Pelikan – die Pelikane

-ar: der Antiquar – die Antiquare

-ell: das Modell – die Modelle

-eur/-ör: der Friseur/Frisör – die Friseure/Frisöre

-iv: das Stativ – die Stative

-il: das Ventil – die Ventile

-ling: der Schmetterling – die Schmetterlinge

-nis: das Gleichnis – die Gleichnisse (Achtung: das –s- wird verdoppelt!)

-onym: das Antonym – die Antonyme

-sal: das Schicksal – die Schicksale

 

5 maskuline und neutrale Substantive, die auf einem Konsonant enden: -en

 

-and: der Doktorand – die Doktoranden

-ant: der Lieferant – die Lieferanten

-ent: der Interessent – die Interessenten

-ismus: der Organismus – die Organismen

-ist: der Idealist – die Idealisten

-it: der Bandit – die Banditen

-os: der Mythos – die Mythen

-soph: der Philosoph – die Philosophen

 

6 feminine Substantiva auf Konsonant: Plural auf -en

 

-anz: die Bilanz – die Bilanzen

-enz: die Konferenz – die Konferenzen

-heit: die Einheit – die Einheiten

-igkeit: die Schwierigkeit – die Schwierigkeiten

-ik: die Kritik – die Kritiken

-in: die Studentin – die Studentinnen (Achtung: -n- wird verdoppelt!)

-keit: die Eitelkeit – die Eitelkeiten

-schaft: die Mannschaft – die Mannschaften

-tät: die Identität – die Identitäten

-ung: die Umgebung – die Umgebungen

-ur: die Kultur – die Kulturen

 

aber: die Kenntnis – die Kenntnisse

 

III     Singulariatantum

 

Manche Substantive haben keine Pluralform, daher kommen sie nur im Singular vor wie z.B.:

das Obst

das Gemüse

das Fleisch

die Milch

das Laub

der Regen

der Schnee

das Vieh (umgangssprachlich sagt man allerdings: die Viecher, was allerdings pejorativ gebraucht ist)

das Heu

das Gold

das Silber...

 

Hinzu kommen noch viele abstrakte Substantive wie:

der Respekt

der Ärger

der Hunger

die Kälte

die Wärme

die Hitze

das Alter

die Ruhe

die Jugend

der Lärm

der Durst…

 

Zu dieser Gruppe gehören auch substantivierte Verba und Adjektiva und einige Substantive auf –heit und –keit wie

das Schwimmen

das Gehen

das Gähnen

das Denken

das Sprechen

das Reden

das Gute

das Böse

die Übelkeit

die Dunkelheit

die Gesundheit

 

IV     Pluraletantum:

Es gibt aber auch unzählige Wörter, die nur im Plural vorkommen und keinen Singular haben:

Man unterscheidet zwischen:

a)     allgemeine Pluraletantum wie die Eingeweide, die Geschwister, die Gebrüder, die Gezeiten, die Ländereien, die Unkosten

b)    Zeitabschnitte wie die Flitterwochen, die Hundstage, die Sommerferien, die Herrenjahre

c)     Pluraletantum bei Speisen wie beispielsweise die Kutteln, die Schlutzkrapfen, die Spaghetti, die Spätzle, die Kartoffeln

d)    Barbarismen aus dem Lateinischen wie z.B. Aktiva und Passiva, Annalen, Ferien, Fressalien, Naturalien

e)     weitere Pluraletantum wie z.B. Alimente, Kosten, Basic Needs, Daten, Kinkerlitzchen, Manieren, Moneten

 

 

 

 Quelle: Fakhry, S.: Die Entwicklung des deutschen Pluralsystems im 20. Jahrhundert. oV Marburg 2005 (Dissertation).